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Interview mit Physikerin & Wissen­schafts­kommunikatorin Lisa Ringena – „Früher hätte ich nie daran gedacht, Physikerin zu werden – das gab es in meiner Welt nicht.“



Lisa Ringena Physikerin & Wissen­schafts­kommunikatorin bei ISOQUANT | SFB 1225: Isolierte Quantensysteme und Universalität unter extremen Bedingungen | Universität Heidelberg

Physikerin & Wissen­schafts­kommunikatorin Lisa Ringena über ihre Leidenschaft für Physik, ihren Weg in die Wissenschaftskommunikation und ihre Erfahrungen bei Explore Science

Wie bist du zur Physik gekommen?
Nach dem Abitur war ich hin- und hergerissen zwischen meinen kreativen Interessen im Theaterbereich und meiner Leidenschaft für Physik. Ich konnte mir aber nicht vorstellen, in einem Bereich ohne Naturwissenschaft zu arbeiten. Zunächst entschied ich mich für ein Lehramtsstudium, dann wechselte ich zum reinen Physikstudium. Früher hätte ich nie daran gedacht, Physikerin zu werden – das gab es in meiner Welt nicht, meine Eltern sind keine Akademikerinnen. Doch ich bin immer den nächsten Schritt gegangen, schloss meinen Master ab und machte dann noch meinen Doktor.

Warum bist du nicht in der Forschung geblieben, sondern hast dich der Wissenschaftskommunikation gewidmet?
Nach meinem Post-Doc wurde mir klar, dass meine Aussichten auf eine Karriere in der Wissenschaft begrenzt waren – ich wollte nicht Professorin werden. Parallel hatte ich begonnen, mich in der Wissenschaftskommunikation zu engagieren. Ich nahm an Science Slams teil und gründete 2019 gemeinsam mit einem Freund das Science Pub Quiz in Heidelberg. Dann stieß ich zufällig auf eine Stellenausschreibung bei ISOQUANT für Wissenschaftskommunikation.

Was sind deine Aufgaben beim Sonderforschungsbereich ISOQUANT?
Wir schulen unsere Forschenden in Wissenschaftskommunikation, indem wir Seminare in Zusammenarbeit mit dem NaWik, Nationales Institut für Wissenschaftskommunikation, anbieten. Außerdem betreiben wir einen Instagram-Kanal. Das Science Pub Quiz wird ebenfalls zum Teil von ISOQUANT unterstützt. Ein Hauptprojekt von mir ist die Science & Art Kollaboration mit dem Kalamari Klub, einem Verein für analoge Fotografie in Heidelberg. Dabei haben wir Künstlerinnen und Künstler dazu eingeladen, eine Weile hier in Heidelberg zu bleiben und hier Kunstwerke zu schaffen, inspiriert durch den Dialog mit unseren Forschenden. Letztes Jahr habe ich zwei Ausstellungen von Philip Kanwischer sowie Alexandra Hunts organisiert. Außerdem arbeiten wir mit Schulen zusammen, beispielsweise planen wir den beliebten Girls' Day an unserer Fakultät, an dem letztes Jahr 140 Mädchen teilgenommen haben. Zusätzlich bieten wir auch noch eine Mitmachstation bei Explore Science in Mannheim an.

Was gefällt dir denn am besten an deiner Arbeit im Bereich Wissenschaftskommunikation?
Mir gefällt besonders, dass ich weiterhin einen engen Bezug zur Physik habe. Durch mein Studium kann ich gut mit den Forschenden zusammenarbeiten und ihre Projekte verstehen. Es macht Spaß, mit ihnen zu diskutieren und Einblicke in verschiedene Bereiche wie Quantenphysik oder Teilchenphysik zu erhalten. Die Vielfalt an Themen ermöglicht es mir, kreativ zu sein und verschiedene Projekte zu starten. Das schätze ich sehr an meiner Arbeit.

Was erwartet die Besucher:innen dieses Jahr vom 12. bis 16. Juni bei Explore Science an der Mitmachstation von ISOQUANT in Mannheim?
Wir werden zeigen, wie ein Quantencomputer funktioniert, insbesondere mit seinen Qubits, die eine Superposition zwischen 0 und 1 ermöglichen. Wir planen, den Jugendlichen die Superposition durch eine interaktive Demonstration näherzubringen, bei der sie durch eine Kamera zwei Zustände gleichzeitig sehen können. Wir lassen uns durch die Komplexität dieses Themas nicht abschrecken und werden es verständlich erklären.

Warum engagierst du dich bei Explore Science?
Explore Science bietet eine großartige Plattform, um eine Vielzahl junger Menschen zu erreichen – bis zu 28.000 Besuchende das ist schon besonders. Für mich ist es motivierend zu sehen, wie diese Veranstaltung Kinder, Jugendliche und Erwachsene begeistert, die vielleicht nicht oft solche Events besuchen. Es ist auch toll, dass Explore Science ein Gemeinschaftsgefühl unter den Teilnehmenden schafft.

Welchen Rat würdest du jungen Frauen in der Wissenschaft geben?
Es ist wichtig, dass Frauen in der Wissenschaft zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen. Ich habe selbst erlebt, wie hilfreich es war, während meiner Promotion eine andere Wissenschaftlerin an meiner Seite zu haben. Die Herausforderungen und Hindernisse, mit denen Frauen konfrontiert werden, sind oft andere als die der männlichen Kollegen. Obwohl sich viel im Bereich der Gleichstellung tut, geht es nicht schnell genug voran. Es ist wichtig, auf Missstände hinzuweisen und laut darüber zu sprechen, sei es mit der Professorin, dem Professor oder der Gleichstellungsbeauftragten. Oft führt das zu Unterstützung und Verständnis, da nicht alle Menschen die gleiche Perspektive haben.


Science Pub Quiz in Heidelberg
Bei jedem Quiz ist ein Gast aus der Wissenschaft dabei, um zu Fragen noch mehr Kontext zu geben. Das Quiz findet immer im Cafe Leitstelle in Heidelberg statt und kann auch für Veranstaltungen gebucht werden.
Mehr Infos: www.scipubquiz.de

Das Interview führte Alisa Koch

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